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Grundwissen - Begriffserklärung

1. Wie stelle ich bei meiner mechanischen Uhr die Uhrzeit und das Datum richtig ein?


Bei Armbanduhren mit Automatik- oder Handaufzugwerk greifen eine Vielzahl an – mit höchster Präzision gefertigten – Teilen ineinander, um eine einwandfreie Funktion zu gewährleisten.


Um die Freude an der Uhr über Jahrzehnte zu erhalten, sollte man beim Stellen der Uhrzeit und des Datums ein paar Dinge beachten. Daher empfehlen wir für Standardwerke ohne Spezialfunktionen (Mondphase, ewiger Kalender, usw.) das Folgende vorgehen (bitte um vorige Prüfung, ob Ihr Werk dieses Vorgehen unterstützt):


  • Besitzt Ihre Uhr eine verschraubte Krone (oftmals bei wasserdichten Uhren der Fall) schrauben Sie diese heraus, bis sich die Krone in beide Richtungen frei drehen lässt. Die Uhr aufziehen: Drehen Sie die Krone solange (meistens im Uhrzeigersinn), bis Sie bei Handaufzugswerken einen leichten Wiederstand spüren, oder im Falle von Automatikwerken ca. 15-25 Umdrehungen. Ihre Uhr sollte dann bereits laufen.

  • Ziehen Sie die Krone auf die zweite Rastposition, bis Sie die Uhrzeit einstellen können. Drehen Sie die Zeit nun so lange vorwärts, bis das Datum bei der 12-Uhr-Position weiter schaltet. Drehen Sie nun ca. 6 Stunden vorwärts, damit die feinen Zahnräder der Datumsverstellung nicht belastet werden.

  • Drücken Sie die Krone wieder ganz hinein. Danach die Krone auf die erste Rastposition wieder herausziehen, um das Datum zu verstellen. Jetzt kann das richtige Datum durch Drehen der Krone eingestellt werden. Grundsätzlich sollte man beachten, das Datum nicht zwischen 21:00 Uhr und 03:00 Uhr zu verstellen!

  • Im Anschluss kann in der zweiten Rastposition die korrekte Uhrzeit eingestellt werden und die Krone durch Hineindrücken wieder verschraubt werden (wenn vorhanden).

2. Was ist ein Chronograph und welche Funktionen bietet mir dieser?


Ein Chronograph hat meist zusätzlich zur Krone zwei Drücker und am Ziffernblatt mehrere Hilfsziffernblätter. Der Begriff "Chronograph" bedeutet „Zeitschreiber“, was in der Form der Armbanduhr nichts anderes heißt als die Möglichkeit die Zeit zu stoppen.


Der zentrale Sekundenzeiger dient dabei zum Ablesen von Sekunden und Sekundenbruchteilen. An der äußeren Skala – meistens auf der Lünette angebracht – lässt sich beispielsweise die Durchschnittsgeschwindigkeit (Tachymeterskala), der Puls einer Person (Pulsometerskala), oder der räumliche Abstand zwischen einem optischen und akustischen Ereignis (Telemeterskala) bestimmen.


Der obere Drücker dient dabei meistens zum Starten und Stoppen des Messvorganges, der untere hingegen zum zurücksetzten des Zeigers auf die Nullposition. Um die feinen Bauteile nicht unnötig zu belasten, sollte man den zentralen Sekundenzeiger des Chronographen nicht kontinuierlich neben der normalen Uhrzeit mitlaufen lassen.

Der „normale“ Sekundenzeiger der Uhr befindet sich direkt am Ziffernblatt – auch kleine oder dezentrale Sekunde genannt. Die weiteren Hilfsziffernblätter dienen häufig dem Zählen von Minuten und Stunden.


Sonderfälle sind Flyback- und Rattrapante-Chrongraphen.


  • Bei einem Flyback-Mechanismus wird der wiederholte Start/Stopp Vorgang vereinfacht, in dem der Sekundenzeiger mit einem Drücker direkt auf Null springt und erneut zu messen beginnt.

  • Der Rattrapante-Chronograph (Schleppzeiger/Doppelchronograph) dient zur Messung von Runden- und Zwischenzeiten, meist auf Rennstrecken. Zwei übereinanderliegende Sekundenzeiger laufen beim Stoppvorgang mit, wobei der zweite Zeiger durch einen weiteren Drücker entkoppelt werden kann, um eine Runden- oder Zwischenzeit zu messen – der andere Zeiger läuft währenddessen weiter.

Der Chronograph bietet eine Vielzahl an nützlichen Funktionen und ist ein wahres Meisterwerk der Uhrmacherkunst.


3. Welche Uhrwerk-Typen gibt es?


  • Automatik: Bei einem Automatikwerk wird die Zugfeder (Energielieferant des Uhrwerkes) von einem sich drehenden Rotor aufgezogen. Der Rotor wird durch die natürlichen Bewegungen am Arm mit ausreichend Schwung versorgt, um das Werk kontinuierlich am Laufen zu halten. Das Werk kann dabei nicht „zu viel“ aufgezogen werden, da die sogenannte Schleppfeder an der Federhauswand durchrutscht.

  • Handaufzug: Bei mechanischen Uhrwerken mit Handaufzug wird die Zugfeder (Energielieferant des Uhrwerkes) manuell „per Hand“ über die Krone aufgezogen. Früher – speziell bei Standuhren – wurde die Zugfeder durch Drehen eines Schlüssels oder per Kette/Darmsaite aufgezogen.

  • Quarz: Ein Quarzwerk wird durch eine kleine Batterie mit Energie versorgt. Der Takt wird durch einen Schwingquarz in Stimmgabelform vorgegeben und hat in der Regel recht geringe Fehlergrenzen (Gangabweichungen). Auch viele namhafte Uhrenhersteller setzen auf die Zuverlässigkeit von Quarzwerken.


4. Welche Unterschiede gibt es beim Uhrenglas?


  • Mineralglas: Ein Mineralglas ist nichts anderes als ein Kristallglas, das der chemischen Struktur eines Bergkristalls oder Rauchquarz sehr ähnlich ist. Im Vergleich zum Saphierglas ist es weniger widerstandsfähig und kann leichter zerkratzen, splittern oder brechen. Daher werden der Struktur weitere Oxide beigemischt bzw. im Nachhinein die Oberfläche chemisch gehärtet.

  • Saphierglas: Nach dem Diamanten und Moissanit ist Saphir das dritt-härteste Material der Welt und wird aufgrund seiner Eigenschaften sowie des geringen Preises häufig als Uhrenglas verwendet. Saphierglas ist sehr kratzfest und kann durch eine normale Nutzung nicht zerkratz oder zerstört werden. Zu beachten: umso härter ein Material desto spröder ist es. Spahirglas ist nicht bruchsicher!

  • Antireflex-Beschichtung: Die kurz genannte „AR-Beschichtung“ wird verwendet, um Reflexionen auf Uhrengläsern zu unterdrücken und die Transmission zu erhöhen. Diese Beschichtung wird hauchdünn auf das Glas aufgetragen und verhindert, dass die Lichtstrahlen wieder zum Betrachter zurückgeworfen werden. Durch die klare und uneingeschränkte Sicht auf das Ziffernblatt entsteht der Eindruck, dass kein Glas eingesetzt ist. Gläser können einseitig oder beidseitig beschichtet werden – oftmals erkennt man die beidseitige Antirelfex-Beschichtung durch einen topas-blauen Schimmer am Uhrenglas.

5. Welche Werte ermittelt die Zeitwaage?


  • Gangabweichung: Die Gangabweichung zeigt, wie viele Sekunden Abweichung das Werk pro 24 Stunden aufweist. Dieser Wert ändert sich je nach Lage der Uhr (z.B. Ziffernblatt oben, Krone unten, Krone oben, …) aufgrund der unterschiedlich wirkenden Schwerkräfte auf das Schwingsystem. Hochwertige Uhren – wie z.B. aktuelle Rolex, Breitling, Omeg,... Modelle – sind teilweise Chronometerzertifiziert, was bedeutet, dass das Uhrwerk durch das unabhängige schweizer Prüfinstitut „Controle Officiel Suisse des Chronometres (COSC) 15 Tage und 15 Nächte in unterschiedlichen Bedingungen testet. Die Werte dürfen bei einem nagelneuen Uhrwerk -4 bzw. +6 Sekunden pro Tag nicht überschreiten. Im Allgemeinen kann gesagt werden, dass Messergebnisse die über 15 bis 20 Sekunden Abweichung pro Tag liegen, sollten näher untersucht werden.

  • Amplitude: Die Amplitude gibt an wie viel Ausschlag die Unruh (das Herz der Uhr) aufweist. Der Wert wird in Winkelgrad angegeben und sollte bei modernen Uhren mit Schweizer Ankerhemmung sowie bei Vollaufzug zwischen 250 und 300 Grad liegen. Liegt der Wert deutlich darunter, sollte das Werk einer Revision unterzogen werden. Dank einer Reinigung, neuen Ölen ggf. in Verbindung mit dem Tausch der Zugfeder, erlangt das Werk wieder "gesunde" Gangwerte.

  • Abfallfehler: Der Abfallfehler steht in Verbindung mit der Amplitude und wird in Millisekunden gemessen. Wenn die Unruhe perfekt ausgerichtet ist, schwingt sie nach rechts und nach links mit dem exakt gleichen Winkel (z.B. bei einer Amplitude von 300, wären das genau 150 nach links und 150 nach rechts). Der Abfallfehler gibt an wie hoch die Abweichung ist.


Diese Beiträge wurde 2021 in Zusammenarbeit mit dem Uhrmacher Benjamin Welte erstellt. https://bens-uhren.be/

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